Andacht

Nachricht 11. Mai 2019

Du sollst dir kein Bildnis machen - aus Liebe

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Sommer.

Urlaube sind gebucht;

Reiseziele festgelegt;

Ausweise, wenn nötig, verlängert.

2018 haben deutsche Urlauber im Ausland 79,4 Milliarden Euro ausgegeben. Im Durchschnitt war jede*r von uns im letzten Jahr etwa 13 Tage auf Reisen.

Warum reisen wir?

Klar, weil wir Neues entdecken möchten;

weil wir mal raus müssen;

andere Luft schnuppern.

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch hatte auch seine Theorie, warum Menschen so gern verreisen: „Warum reisen wir? Auch dies, damit wir Menschen begegnen, die nicht meinen, dass sie uns kennen ein für allemal; damit wir noch einmal erfahren, was uns in diesem Leben möglich sei. – Es ist ohnehin schon wenig genug.“

Reisen: nicht nur, um Neues zu entdecken, sondern um selbst mal wieder neu entdeckt zu werden. Menschen treffen, für die wir interessant und neu sein können. Menschen kennenlernen, die noch nicht wissen können, welchen Beruf wir haben, welche politische Einstellung wir teilen, welche Witze wir lustig finden.

Für eine Weile raus aus der Schublade der anderen! Was für eine Befreiung!

Die Bibel sagt: Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist. (2. Mose 20,4)

Und die Bibel meint zunächst einmal: Wir sollen Gott nicht in unsere menschlichen Vorstellungen zwängen, sollen ihn nicht festlegen auf eine einzige Erscheinungsweise.

Aber was für Gott gilt, kann auch für uns Menschen gelten. Denn Menschen verdorren, wenn man sie einzwängt in feste Vorstellungen. Denkschubladen sind wie Gefängnisse für Menschen, die sich verändern wollen. Veränderungen im Leben können nur gelingen, wenn die festgefahrenen Vorstellungen wieder mobil werden.

Max Frisch denkt darüber so nach: „Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. (…) Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit, schrankenlos, alles Möglichen voll, aller Geheimnisse voll, unfassbar ist der Mensch, den man liebt – Nur die Liebe erträgt ihn so.“

Ich wünsche Ihnen für diesen Sommer ein bisschen Unfassbarkeit: befreiende Erfahrungen davon, wie sich Ihre Möglichkeiten entfalten können.

Ihr

Pastor Dr. Sebastian Sievers

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