Winternacht

Nachricht 15. Februar 2024

Winternacht unter Sternen

Brauchtum und Aberglaube

Im Rahmen der Reihe „denk:anstoß“ hatte die Gruppe der Lebendigen Gemeinde zu einer magischen Winternacht unter Sternen eingeladen. Stattgefunden hat ganze Spektakel am 16. Februar, wie üblich  an einem Freitagabend. Der Gemeindegarten wurde mit einem magischen Flair vorbereitet: die noch winterkahlen Buchen wurden mit  verschiedenfarbigen Strahler angeleuchtet, etliche Kerzen flackerten  fröhlich vor sich hin und Feuerkörbe luden mit warmem Schein zum  Verweilen und Aufwärmen ein. Auf Bänken - komfortabel mit Decken bestückt - konnte man es sich zum Plaudern gemütlich machen.  Auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz: gegen eine freiwillige Spende  sorgten roter und weißer Glühwein sowie Früchtepunsch für innere Wärme  und die goldbraunen, knackigen Bratwürstchen frisch vom Grill fanden  regen Zuspruch. 

Nach einer ersten Stärkung konnte ein ganz besonderer Gast begrüßt werden. Die schwarze Witwe gab sich die Ehre und erzählte den  Anwesenden bei einem Rundgang um die Kirche von den verschiedensten  Bräuchen und Ritualen rund um die Bestattungskultur aus längst  vergangenen Tagen. Bei diesem schaurig-schönen Spaziergang konnte  man erfahren, wie der Friedhof zu seinem Namen kam (umfriedeter Bereich = Friedhof), welche Aufgaben eine Leichenbitterin hatte, was ein Obolus ist  und wer ihn bekam, wie lange eine Trauerzeit dauern sollte und dass nicht  nur die Farbe Schwarz, sondern auch Weiß eine spezielle Bedeutung in der Trauerzeit hatte. Um zu verhindern, dass man womöglich lebendig begraben wurde, gab es verschiedene Prüfungen, ob eine Person auch  wirklich tot sei. Zur Sicherheit wurden Särge auch mit Klappspaten und  Glöckchen ausgestattet. Andererseits wollte man sich vor möglichen  Wiedergängern schützen, denen man nicht Gutes zutraute. Da diese unter  Zählzwang leiden sollten, aber nicht weiter als bis drei zählen könnten,  sollte man ihnen entweder ein paar Erbsen, eine Handvoll Mohnsamen oder Kieselsteine in den Weg streuen. Sie wären dann mit Zählen beschäftigt  und man könnte ihnen davon laufen. Einer Wiederkehr von Hexen dagegen  könnte man mit einem auf den Sarg genagelten Hufeisen vorbeugen, da  diese bekannterweise Angst vor Pferden hätten. Auf vielen Grabsteinen  fanden sich damals sogenannte Vanitas (Symbole der Vergänglichkeit) als Zeichen für die Nichtigkeit des Daseins. Als Beispiel zeigte die Schwarze Witwe das Bild eines Grabsteins, auf dem der Sensenmann Seifenblasen  pustet. Sie erklärte auch die Bedeutung von verschiedenen Schutzzaubern,  von denen auch heute noch einige bekannt sind. Die Buchstaben CMB über der Haustür stehen nicht für die Namen der Heiligen drei Könige Caspar,  Melchior und Balthasar, sondern für den lateinischen Spruch „Christus  mansionem benedicat“ (zu deutsch: Christus segne dieses Haus). Noch  viele weitere interessante und teils skurrile Geschichten wusste die  Schwarze Witwe an diesem Abend zu berichten. In den alten Zeiten  herrschte reger Aberglaube mit heute merkwürdig anmutenden Riten und  Bräuchen. Doch damals wie heute gehört der Tod zum Leben dazu, was  folgender Spruch sehr schön ausdrückt: Den eigenen Tod stirbt man nur, mit dem der anderen muss man leben. 

Nach Verabschiedung der Schwarzen Witwe saß die Gemeinde noch lange im Schein der Flammen beisammen, genoss den Zauber der magischen Winternacht und sprach über die vielen sonderbaren  Geschichten, die an diesem Abend erzählt worden waren. 

Die Lebendige Gemeinde bedankt sich ganz herzlich bei Frau Sabine  Lühning von der Stadtführung Verden für ihren wunderbaren Auftritt als  Schwarze Witwe. Ein dickes Dankeschön geht auch an Grillmeister Uwe  und an alle fleißigen Helfer, die diesen Abend durch ihre Mithilfe zu so einer  besonderen Veranstaltung gemacht haben. Und natürlich auch vielen Dank  an alle Gäste, die das Spendenschwein der Lebendigen Gemeinde so  reichlich gefüttert haben.