Andacht Februar 2021

Nachricht 07. Februar 2021

Gelobt sei der da kommt!

"Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien" - Monatsspruch Februar 2021

Jesus kommt nach Jerusalem – und die Jünger brechen in lautes Geschrei aus. Mit dieser Erzählung beginnt die Passionszeit in jedem Jahr vor Ostern.

Nicht nur die zwölf engsten Freunde, sondern die ganze Menge, die Jesus empfängt, singt, jubelt, lobt ihn.

In meiner Phantasie kein braver Kirchengesang. Kein Thomaner Knabenchor. Eher Fußballstadion, eher Karnevalsgegröle.

„Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!“

Die Jünger lassen alles raus. Vielleicht liegen sie sich in den Armen, vielleicht recken sie die Hände in die Luft. Sie singen und jubeln und schreien sich den Druck von der Seele. Alle Hoffnungen, alle Ängste, alle Sorgen, alle Freude – alles kommt zusammen im lauten Lob: Gelobt sei, der da kommt!

„Meister, weise deine Jünger doch zurecht“, fordern die Pharisäer.

Ordnung muss sein.

Nicht so’n lautes Gegröle hier am Tempel.

Aber Jesus lässt die Leute gewähren. Weist sie nicht zurecht. Vielleicht, weil er weiß, unter welchem Druck Menschen stehen können. Vielleicht, weil er weiß, dass man manchmal um sein Leben schreien muss, voller Inbrunst, voller Freude, voller Schmerz.

„Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien,“ sagt Jesus. Was für ein krasses Bild! Wenn die Hoffnung und die Freude verstummen, dann bleibt hier kein Stein auf dem andern. Denn Gott würde selbst das Harte, das Unveränderliche, das Versteinerte dazu bringen, zu jubeln, zu schluchzen, zu singen und zu schreien, nur damit man sieht: Da ist noch Hoffnung für die Welt.

Da ist noch Rettung. Die Träume sind noch nicht vergeblich geträumt.

Gelobt sei, der da kommt!

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Liebe Leserinnen und Leser,

der Lockdown hält an. Der Druck steigt. Wann können wir wieder ausgelassen sein? Feiern, jubeln, schreien? Wann wieder ins Stadion oder in die Diskothek? Jesus weiß, wie wichtig es ist, das unsere Gefühle zum Ausdruck kommen.

Es braucht die Zeichen der Hoffnung; die Träume von einer besseren Zeit. Es braucht die Räume, wo wir mal alles rauslassen können.

Darum bin ich so froh, dass wir auch in diesen Tagen Gottesdienste feiern dürfen. Wir feiern sie ziemlich brav verglichen mit dem Tumult bei Jesu Einzug in Jerusalem: ohne Gegröle, ohne Jubel, ja sogar ohne Gemeindegesang.

Aber wir feiern immer als Zeichen der Hoffnung! Auch als Zeichen für die, die zuhause bleiben. Noch müssen die Steine nicht schreien, weil unser Lob noch nicht schweigt:

Gelobt sei, der da kommt!

Bleiben Sie hoffnungsvoll!

Ihr Pastor Sebastian Sievers