Der Denkanstoß „7 Wochen ohne“ der „Lebendigen Gemeinde“ fand am Freitag, den 28. Februar unter dem Motto „Fasten für Körper, Geist und Seele“ statt. Als Referentin eingeladen war die psychologische Familienberaterin Barbara Walther aus Verden.
Frau Walther berichtete, dass die Fastenzeit sieben Wochen vom Aschermittwoch bis zum Ostermorgen dauert, angelehnt an die biblische Geschichte, in der Jesus 40 Tage in der Wüste fastet, vom Teufel in Versuchung geführt wird, der Versuchung widersteht und sich schließlich in Gemeinschaft mit den Engeln Gottes befindet. Wer genau nachrechnet, wird bemerken, dass im Zeitraum vom Aschermittwoch bis zum Ostermorgen mehr als 40 Tage sind. Das hängt damit zusammen, dass an den Sonntagen tatsächlich nicht gefastet werden muss.
Im Zusammenhang mit der Fastenzeit gibt es viele unterschiedliche Fastenregeln und religiöse Gebote. Fasten wird grundsätzlich mit einem Verzicht in Verbindung gebracht. Dabei sollte aber nicht nur um des Verzichts willen auf etwas verzichtet werden. Durch den Verzicht auf Dinge, die einen Menschen am ganzheitlichen Leben hindern, soll ein Gewinn für den Fastenden erreicht werden.
Die Mystikerin Teresa von Avila (1515 - 1582) formulierte einmal: Tue deinem Körper etwas Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen. Was aber ist mit dem Geist? Wenn Körper und Geist an zwei verschieden Orten sind, erzeugt das Stress. Wenn man also seiner Seele etwas Gutes tun will, sollte man seinen Geist an den Ort rufen, wo sich auch der Körper befindet. Wenn man zum Beispiel spazieren geht, sollte man ganz bewusst die Natur, in der man sich befindet, anschauen, spüren und genießen und nicht in Gedanken berufliche Probleme wälzen.
In der eigenen Mitte zu sein, fällt vielen Menschen schwer. Dazu erzählte Frau Walther folgende Geschichte des Bogenschützens. Einem Mann fiel in einem Ort auf, dass es dort einen unerhört guten Bogenschützen geben musste, denn überall waren Zielscheiben aufgemalt, in denen ganz genau in der Mitte ein Pfeil steckte. Erstaunt stellte der Mann fest, dass der zielgenaue Bogenschütze ein Kind war und beobachtete dann, wie das Kind zuerst den Pfeil schoss und dann die Zielscheibe einfach um den steckenden Pfeil herum aufmalte. Gestalten wir also unseren Tag - so wie das Kind - um die Mitte herum, anstatt uns passiv von Termin zu Termin hetzen zu lassen.
Frau Walther gab auch einige Tipps, wie man sich selber positiv beeinflussen kann.
· Ich mache mir bewusst, was für mich selbst wirklich wichtig ist. Das, was ich tue, mache ich mit Freude. Ich mag mich, bin mit meinem Körper zufrieden. Ich erfreue meinen Geist mit schönen Dingen. Ich beginne den Morgen mit Freude, atme Sauerstoff am offenen Fenster und spüre Freude. Ich bin dankbar, dass ich lebe.
· Ich belaste mich nicht mit negativen Nachrichten. Es reicht, wenn ich einmal täglich Nachrichten schaue, in denen von Krieg, Unfällen und vielen negativen Dingen berichtet wird.
· Ich prüfe alte Gewohnheiten und ändere, was mir nicht gut tut. Auch nach der Fastenzeit kann ich weitermachen und jeden Tag für mich und meine Nächsten etwas Gutes tun. Dafür kann ich Ideen sammeln: zum Beispiel alte Freundschaften aktivieren, lieber persönliche Kontakte pflegen als Handy-Apps verschicken, ein Glückstagebuch führen…
· Fasten heißt auch, auf meinen Nächsten zu achten und aktiv auf meine Mitmenschen zugehen. Nicht jeder, der Hilfe benötigt, bittet auch darum.
· Und nicht zuletzt kann ich Rituale in mein Leben aufnehmen: eine Kerze anzünden und mit Gott reden, Ruhe und Stille suchen und mein Herz zu mir sprechen lassen, denn Gottes Arbeitsplatz ist die Stille.
Nach Ihrem Vortrag nahm sich Frau Walther noch die Zeit, um mit jedem Gast persönlich zu sprechen und Fragen zu klären. Zum Abschluss des Abends und als kleine Gedankenstütze überreichte sie jedem Teilnehmer eine kleine „Zielscheibe“, um an die eigene Mitte zu erinnern. Die „Lebendige Gemeinde“ und ihre Gäste saßen an diesem Abend noch lange zusammen und führten viele intensive Gespräche. Das leibliche Wohl kam auch nicht zu kurz, denn wieder war von vielen fleißigen Händen ein leckeres Büffet vorbereitet worden, dem ausgiebig zugesprochen wurde.